Balkonkraftwerk - Genehmigungsfreie Klein- PV-Anlage

Unter dem Überbegriff „Balkonkraftwerk“ werden heute genehmigungsfreie Kein-PV-Anlagen vertrieben. Diese werden mittlerweile von einer nicht mehr überschaubaren Anzahl von Händlern vertrieben. Gibt man bei Google z.B. den Suchbegriff Balkonkraftwerk ein dann wird man von Angeboten regelrecht erschlagen.

Ich behaupte hier an dieser Stelle, dass es für einen interessierten Laien beinahe unmöglich ist die vielzähligen Angebote untereinander zu vergleichen. Ich rate an dieser Stelle auch jedem davon ab, sich solche PV-Kleinanlagen bei einem X-bebliebigen Händler zu bestellen – eine minimale Fachberatung ist bei diesem Thema unumgänglich.

Ich möchte mit diesem Artikel ein wenig Licht ins Dunkel bringen und dem absoluten Neueinsteiger einen groben Überblick in dieses sehr interessante Thema geben.

Gesetzeslage in Österreich

Seit einigen Jahren ist es in Österreich erlaubt Klein PV-Anlagen mit maximal 800 Watt genehmigungsfrei zu betreiben. Es ist dafür nur eine Anzeige beim zuständigen Netzbetreiber bzw. Energieversorger notwendig.

Je Zähler bzw. Zählpunkt darf nur eine PV- Kleinanlage betrieben werden. Die Maximalleistung von 800 Watt bezieht sich nicht auf die Leistung der angeschlossnen Module sondern ist der Grenzwert der maximnal  über den Wechselrichter eingebspeist werden darf. Bei den Wechselrichtern handelt es sich um sogenannte Microwechslerichter die bis auf den erfoderlichen 230V Stecker Steckerfertig ausgerüstet sind

Technische Rahmenbedingungen

Entgegen vielen Meinungen, dass solche Kleinanlagen nur über einen sogenannte Wieland Stecker an das Hausnetz angeschlossen werden dürfen ist aber auch der Betrieb über einen handelsüblichen Schukostecker möglich. Ich denke das die Lösung über einen Schukostecker auch die am üblichste Verbindung dieser Kleinanlagen darstellt.

Die ÖNORM E8001-4-712 besagt, dass solche Kleinanlagen aus versicherungstechnischen Gründen fix mit dem Stromnetz verbunden sein müssen. Auch die OVE 8101 sieht einen Betrieb solcher Anlagen über einen Schukostecker nicht vor. Es gibt mittlerweile jedoch mehr als genug renomierte Studien die den Betrieb über den Schukostecker als völlig bedenkenlos einstufen. Wer bei diesem Thema auf Nummer sicher gehen will, der solle sich die Anlage von einem Elektriker an das Hausnetz anschließen lassen. Weiters empfehle ich dem absoluten Laien sich bei diesem Thema an einen Elektriker zu wenden.

Der Anschluss solcher Anlagen solle z.B. auch nicht auf ohnehin schon sehr stark belastete Schukokreise erfolgen. Wenn man hier auch Nummer Sicher gehen möchte dann ist der Schukokreis an dem die Anlage betrieben wird auch schwächer abzusichern da die Leistung der PV Anlage zur tatsächlichen Belastung des Kreises hinzuaddiert werden muss. Aber eine Abhandlung all dieser technischen Hintergründe würde den Rahmen dieses Beitrags hier bei weitem übersteigen, somit ich mich hier nur auf das wesentliche konzentriere.

Komponenten einer Klein-PV-Anlage

Klein-PV-Anlage oder Balkonkraftwerke wie sie gerne genannt werden bestehen aus folgenden Komponenten

– Ein oder zwei PV-Modulen mit einer Leistung von ca. 350-420 W je Modul

– Einem Micowechselrichter mit einer maximalen Leistung von 800 Watt

– Befestigungssysstem der Module je nach gewähltem Aufstellungsort

– optionalem Fernüberwachungsmodul

– Kabel und Stecker für die Verbindung der Module mit dem Wechselrichter sowie Stecker für den Anschluss an das Stromnetz

 

Die Installation

Als Installationsort habe ich z.b. unsere Gartenhütte gewählt. Diese hat:

1.) die optimale Südausrichtung und eine optimale Dachneigung von 38°

2.) einen vorhanden Stromanschluss der sehr selten bis gar nicht genutzt wird

3,) Optimale Zugänglichkeit für Installation und Wartung der Anlage

Das Gartenhaus war der optimale Platz für das Balkonkraftwerk. 

Optimale Südausrichtung und ca. 40° Dachneigung. Noch dazu sehr einfach zugänglich für die Installation und die Wartung

Auch ein Stromanschluss für die PV Anlage ist ebenfalls vorhanden – Der perfekte Ort für eine Kleinanlage

Die Befestigung erfolgte mit einem originalen Befestigungssatz mit Schrauben und Schienen. Diese Elemente sind zwar nicht die günstigsten aber das System hat Hand und Fuß.

Habe am Anfang auch an eine Selbstbaulösung ins Auge gefasst und mit dann trotzdem für ein System entschieden. Der preisliche Unterschied zwischen einem fertigen System und der Eigenkonstruktion ist dann doch eher verschwindend gering – vor allem bei einer Kleinanlage wie dieser.

Der Microwechselrichter wird direkt unter die Module geschraubt und ist somit bestens gegen Wetter und andere Einflüsse geschützt. Auch eine optimale Temperaturregulierung ist dadurch gewährleistet. 

AP Microwechselrichter
Bildquelle: AP-Systems

Steckerfertiger Microwechselrichter von AP Systems

APS DS3-L Mikro-Wechselrichter mit maximaler Einspeiseleistung von 760 W. Diese Wechselrichter können auch im Parallelbetrieb miteinander verbunden werden. Somit kann eine solche Anlage jederzeit erweitert werden. 

Weiters werden die beiden angeschlossenen Solarmodule unabhängig voneinander angesteuert was den Wirkungsgrad einer solchen Kleinanlage nochmals weiter erhöht.

AP Systems ECU

Die Energy Communication Unit hab ich mir zu meiner Anlage dazubestellt. Sie ist sehr einfach in ein vorhandenes WLAN-Netz einzubinden und ermöglicht eine Datenerfassung und Überwachung der Anlage.

Der Zugang zu den aktuellen und aufgezeichneten Daten ist somit von überall aus mittels Handy APP oder einer Weboberfläche. 

 

Einfacher Zugang mittels APP. Die Daten werden sehr übersichtlich und verständlich dargestellt. Somit hat man die Anlage immer im Blick.

AP System bietet nach der Registrierung auch ein sehr gutes Webtool für die Darstellung und Überwachung der Daten an. Mit der kostenlosen Registrierung wird auch automatisch die Garantie der AP System Komponenten erweitert. Z.B. gewährt AP System auf den Microwechselrichter eine Garantie von 10 Jahren. 

Kosten einer Klein-VP-Anlage

Die Kosten einer Klein-PV-Anlage bis 800W betragen je nach Ausstattung und Zubehör ca. zwischen Euro 850.- und Euro 1.100 Euro.

Bei einem Kostenvergleich sollte man allerdings unbedingt den Lieferumfang im Auge haben. Die meisten „Balkonkraftwerke“ werden ohne Befestigungsmaterial ausgeliefert. Dieses ist in den allermeisten Fällen gesondert zu bestellen.

Die Kosten für die Befestigung hängt stark von der Art der Befestigung ab (Dach, Balkon, Freiaufstellung etc..). Im Schnitt sollte man für eine Anlage mit zwei Solarmodulen ca. Euro 150.- kalkulieren.

Weiters sollte der Standort des Microwechselrichters vorher bestimmt werden. Wird dieser – wie in meinem Fall – direkt unter den Modulen befestigt sind die fertigen Anschlusskabel der Module ausreichend lang. Wir der Wechselrichter allerdings in einiger Entfernung der Module installiert sind Verlängerungskabel für den Anschluss an den Wechselrichter notwendig. In diesem Fall sollte man auf fertig konfektionierte Kabel zurückgreifen und die Steckerausführung berücksichtigen.

In meinem Fall habe ich mir zusätzlich auch noch eine Fernüberwachung -ECU – mitbestellt was die Kosten nochmals um ca. Euro 80.- erhöht.

In Summe habe ich für die Anlage mit 2 Modulen a 420W, den Microwechselrichter, die Befestigung und die ECU in etwa Euro 1.000.- bezahlt. Die Fachberatung durch den Händler war ausgezeichnet und er hat mir auch kostenlosen Support bei der Installation zur Verfügung gestellt.

Fazit:

Ich habe die Anlage Mitte Oktober 2022 installiert und in Betrieb genommen. Bis dato funktioniert die Anlage einwandfrei und auch mit der Kommunikation über die ECU bin ich mehr als zufrieden. Ich hatte bis heute keinen einzigen Ausfall oder eine Störung in der Verbindung feststellen können.

Bei einem Durchschnittswert von 1.000 kWh Energie je 1.000 W installierter Leistung müsste die Anlage ca. 700 kWh Energie im Jahr liefern. Nach meinen derzeitigen Hochrechnungen sollte sie dies auch schaffen.

Welche Amortisationszeit sich daraus ergibt ist natürlich nicht nur von den Anschaffungskosten sondern auch von der optimalen Ausrichtung und Abstimmung des Systems abhängig.

Bei einem durchschnittlichen kWh Preis von Euro 0,50 ergibt sich in meinem Fall ein Zeitraum von ca. 3,5 Jahren bis sich die Investition gelohnt hat.

Bei einer Garantiezeit des Wechselrichters von 10 Jahren und 15 Jahren bei den Modulen sind das die besten Euro 1.100.- die ich je ausgegeben habe.

An dieser Stelle sei noch darauf hingewiesen, dass man die Anlage der Haushaltsversicherung melden sollte,  um bei nicht vorhersehbaren Ereignissen wie direkter Blitzschlag oder starker Hagel auf der sicheren Seite zu sein.