Wilbers WESA-X Fahrwerk

Die V-Strom 650 XT ist – betrachtet man mal das Preis/Leistungsverhältnis – ein unschlagbares Motorrad. Für Euro 8.800.- bekommt man bei anderen Herstellern gerade mal ein halbes Motorrad. Natürlich hat das Motorrad um diesen Preis die Ausstattungsmerkmale einer BMW GS, es ist aber immer die Frage was man damit machen will. Wenn ich z.B. ein Fahrer bin der 50.000 km und mehr im Jahr durch die Welt fahre stellte ich andere Überlegungen an und habe andere Anforderungen an ein Reisemotorrad und dann relativiert sich auch ein Anschaffungspreis von Euro 30.000.-

Mein bevorzugtes Einsatzgebiet war von vorhinein das ich mit dem Motorrad gerne ausgedehnte Wochenendausflüge machen möchte oder auch mal eine kurze Strecke auf einen Kaffee. Darum habe ich mich ganz bewusst für die V-Strom 650 entschieden. Sie ist seit Jahren ein Fixstern unter den Reiseenduros und hat auch schon zweimal das Alpenmasters gewonnen.

Es ist die Zuverlässigkeit und die bewährte Suzuki Technik die diese Motorrad ausmachen. Auch die Service und Unterhaltskosten suchen in diesem Segment ihresgleichen.

Da man an ein Motorrad in dieser Preisklasse keine überzogenen Anforderungen an das verbaute Fahrwerk legen kann ist sicher jedem klar. Nur ist es meinem Empfinden so, dass sich die 650er zu zweit besser fahren lies als Alleine. Bei den Soloausfahrten habe ich es nicht geschafft das Fahrwerk, welches sich sowieso nur hinten in Federvorspannung und Zugstufe einstellen lässt so einzustellen das es passte. Vor allem bei Bergabpassagen und beim Bremsen vor den Kurven neigte das Motorrad zum stempeln. Weiters hatte ich bei unebenen Fahrbahnbelägen immer das Gefühl des Aufschaukelns. Habe diverse Einstellungen mit der Zugstufe ausprobiert und bin zu keinem vernünftigem Ergebnis gekommen.

Die ausgiebige Reserche im Internet ergab, dass das wohl so sei und das Federbein halt nicht mehr kann. Schade habe ich mir gedacht – so ein schönes Reisemotorrad und dann ein Fahrwerk das einem auf Dauer nicht glücklich macht. Zumindest ist es mir so ergangen. Ich kenne genügend V-Strom Fahrer die damit super zufrieden sind und keinen Verbesserungsbedarf sehen.

Da für mich nach ca. 10.000 km feststand dass ich das Motorrad behalten werde, stand aber auch fest dass am Fahrwerk was gemacht werden musste. Bei meinen Nachforschungen bezüglich einer Alternative bin ich auf die Firma Wilbers gestoßen. Wilbers ist ja bei Gott keine unbekannte Größe was dieses Thema betrifft. Zu meiner Überraschung habe ich dann festgestellt, dass sich die Firma Wilbers auch um die V-Strom 650 angenommen hat und die unterschiedlichsten Fahrwerkkomponenten und Ausführungen für die V-Strom anzubieten hatte. Spätestens hier war mir klar, dass der Umbau auf ein anderes Fahrwerk alles andere als ein Schnäppchen wird. Aber was wollte ich? Das Fahrwerk umbauen um im nachhinein draufzukommen das es wieder nur ein schlechter Kompromiss ist der eigentlich nur Geld gekostet hat und den man sich dann sich selber gegenüber jeden Tag schönreden muss um die Investition sich selbst gegenüber zu rechtfertigen.

Wenn schon denn schon war das Motto. Wenn ich schon viel Kohle in ein neues Fahrwerk investieren dann will ich auch keine Kompromisse eingehen. Also fiel die Entscheidung auf das Wilbers WESA-X Fahrwerk. Dies gibt es in unterschiedlichsten Ausführungsvarianten für die V-Strom 650. Mit händischer Verstellung bis zu halbautomatischen Varianten. Der Preisunterschied zur Deluxe Variante war Angesichts der hohen Investition dann aber keine wirkliche Überlegung mehr. Schon deshalb nicht da jeder weitere Umbau und das spätere Nachrüsten wieder jede Menge an Mehrkosten verursachen würde. Da es mit dem Einbau eines neuen Federbeines nicht getan war wenn man das große Ganze im Auge hat wurde mir sehr schnell klar. Darum wurden auch bei den vorderen Dämpfern der Gabel die Federn auf Wilbers Federn mit einem progressivem Verhalten getauscht.

Zugute kam mir zu diesem Zeitpunkt auch, dass Wilbers eine 15% Rabattaktion am laufen hatte die dann beinahe die Hälfte der Einbaukosten kompensierte.

Nach dem die Entscheidung gefallen war ging es nur mehr um die Suche nach einer Fachwerkstätte die einen solchen Einbau auch richtig durchführen können. Meine Erfahrung war leider die, dass die meisten Motorradwerkstätten leider nur das Standardprogramm wie Service, Reifenwechsel etc.. anbieten. Im Zuge der Suche bin ich auf die Firma WIRO in Klagenfurt gestoßen die sich auf Fahrwerksumbauten und Rennstreckenservice spezialisiert hatten. Nach einigen emails und einem anschließenden Telefonat ist die Entscheidung dann für die Firma WIRO gefallen.

Der Einbau erfolgte zu meiner vollsten Zufriedenheit und ging völlig reibungslos über die Bühne. Die Firma Wiro bot mit sogar an, das Motorrad bei mir abzuholen und es wieder zuzustellen – und das völlig kostenlos. Ich war begeistert und kann diese Firma nur weiterempfehlen.

Was kann das Fahrwerk?

Die vorderen Federn in den Holmen wurden auf Wilbers Federn mit einem progressivem verhalten getauscht. Dadurch unterbleibt das vorher starke Einfedern bei leichten Bremsmanöveren der Voderbremse nun aus.

Das Federbein hinten ist voll elektronisch geregelt. Es kann sowohl die Federvorspannung je nach Beladungszustand in 5 Stufen wie auch das Dämpfungsverhalten des Federbeines in 3 Stufen voll elektronisch geregelt werden. Um die Federvorspannung z.B. auf den Soziusbetrieb mit vollem Gepäck einzustellen genügt ein einziger Tastendruck auf das im Armaturenbereich genbrachte Display und die Fahrzeuggeometrie welche duch die Federvorspannung eingestellt wird passt zu 100% zum Beladungszustand. Natürlich kann man dieses Fahrwerk nicht mit einem semiaktiven Fahrwerk einer 1250er GS oder einer Ducati Multistrade vergleichen – aber dafür haben die aber auch ihren Preis.

Das Fahrwerk wird bei der Bestellung der Firma Wilbers ganz individuell auf die eigenen Bedürfnisse konfiguriert. Man füllt einen Fragebogen aus in dem man das Gewicht des Fahrers, des Sozius, der montierten Koffer etc.. angibt. Auch hat man im Vorfeld Einfluss auf die Abstimmung – eher komfortabel oder doch eher sportlich. Auch wird die Nutzung des Fahrwerkes im Vorfeld schon festgelegt. Mann gibt an wieviel Prozent der gefahrenen Kilometer man Solo und wieviel man mit Sozius unterwegs ist.

Taugt das Fahrwerk was?

Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt – die erste Ausfahrt!
Einstellung auf Solobetrieb ohne Gepäck gesetzt, die Dämpfung auf den Mittelwert eingestellt und los. Nach nur 10 km auf meiner Hausstrecke war mir klar – das Fahrwerk ist jeden investierten Euro wert.

Das Einknicken der Gabel bei leichten Bremsmanövern war um Welten besser. Natürlich nicht vergleichbar mit einer voll einstellbaren Gabel – aber kein Vergleich zu vorher.

Das Verhalten des Federbeines hinten entspricht voll und ganz meinen Vorstellungen. Das Schaukeln bei welligem Fahrbahnuntergrund ist komplett verschwunden und man hat nun wirklich das Gefühl das jede Bodenwelle kompensiert wird. Auch das lästige stempeln des Hinterrades gehört der Vergangenheit an.

Auch im Soziusbetrieb macht sich die Investiotion bemerkbar. Das Fahrwerk ist ruhiger und auch bei höheren Geschwindigkeiten fühlt es sich ruhiger an. Auch die Einstellung der Dämpfung ist beim Umschalten von weich, mittel und hart spürbar wahrnehmbar.

Fazit zum Fahrwerk

Im Nachhinein bereue ich den Umbau nicht. Obwohl ich damit jede Menge Kohle versenkt habe bin ich froh über den gesteigerten Fahrkomfort und das sollte man nicht vergessen – es ist nicht nur ein mehr an Komfort sondern auch ein mehr an Sicherheit. Ein Dank an dieser Stelle auch nochmal an die Firma WIRO die mir mit Rat und Tat zur Seiten gestanden ist und den Umbau zur vollsten Zufriedenheit durchgeführt hat.