Touratech Comanero Traveller

In Punkto Sicherheit war mein vorhandener Motorradanzug aus dem Hause Superschnäppchen alles andere was man sich unter einer entsprechenden Schutzkleidung vorstellte. Eigentlich wollte ich immer eine Lederkombi nach Maß. Ich zögerte diesen Kauf aber immer wieder raus, weil ich zum einen nicht wusste was ich mir wirklich kaufen soll und zum anderen kam im vergangenen Jahr die BMW XChallenge dazu mit der ich unmöglich mit einem Lederanzug fahren wollte. Die Entscheidung Leder habe ich lange als die Richtige in Bezug auf die Sicherheit im Auge gehabt, weil mir die Textilsachen die ich mir angeschaut habe immer zu wenig Sicherheit boten.

Inspiriert von der Seite Wolfs Bike on Tour und dem Bericht über den Touratech Companero habe ich mich dann entschlossen auf der heurigen Motorradmesse in Wels bei der Firma Touratech vorbeizuschauen und mir den Anzug mal in Natura anzuschauen. Dort habe ich dann erfahren, dass es im heurigen Jahr einen neuen Anzug mit dem Namen Companero Traveller gibt. Ein neues Design mit etwas anderen Materialien – aber das Konzept der Summer and Weather Schicht bleibt das gleiche. Wir haben auf der Messe einen Termin für die Anprobe mit Ende April vereinbart da die neuen Anzüge noch nicht fertig sind und dadurch die Lieferzeit nicht genau vorhergesagt werden kann.

Ende April kam dann der Anruf von Touratech, dass der Anzug geliefert wurde und ich diesen probieren konnte. Ich habe dann also den Fenstertag an einem Freitag genutzt und bin nach Baden zur Firma Bierbaum GmbH gefahren die die Touratechvertretung in Österreich hat. Ich habe mich auf ein Mühsames probieren verschiedener Größen eingestellt. Aber es hat die erste Größe gleich auf Anhieb gepasst – nämlich so gut gepasst das ich das Gefühl hatte den Anzug schon ewig zu tragen. Meist ist es bei diesen Dingen so, dass sie eine Zeit der Gewöhnung brauchen bis alles so ist wie man es sich vorstellt. Bei diesem Anzug war das anders – angezogen und man hatte das Gefühl diesen schon ewig zu besitzen.

Ich war eigentlich überrascht vom doch hohen Gewicht der Jacke und der Hose. Dies ist aber den Protektoren und den doch sehr starken Textilstoffen geschuldet.

Der Anzug in der Praxis

Wieder zu Hause angekommen musste der Anzug am nächsten Tag gleich seinen ersten Einsatz auf der Enduro hinter sich bringen. Der Schnitt der Hose ist dermaßen gut, dass weder etwas spannt noch etwas verrutscht, wenn man auf dem Motorrad sitzt. Kein Vergleich zu meinem alten Anzug – aber ich glaube das mein Companero der Rückenprotektor mehr kostet als mein alter Anzug in Summe. Auch die Belüftung des Anzuges ist wie oft in den Beschreibungen und in diversen Berichten erwähnt sehr gut. An diesem Tag hatte es auf den Bergen auf denen ich mit der XChallenge unterwegs war ca. 12-15°C. Eine Temperatur bei der es mit dem Sommeranzug alleine doch recht frisch werden kann. Dabei ist die niedrige Temperatur bei der Hose kaum spürbar bzw. nicht störend. Aber die 12°C bei der Jacke für ein längeres Fahren bei dieser Temperatur nicht wirklich angenehm. Ich wollte aber auch nicht die Weather Jacke drüber anziehen die dann wohl gefühlt doch etwas zu viel gewesen wäre. Also nahm ich den Windstopper den ich mir besorgt habe als zusätzliche Schicht darunter. Das hat sich für mich als die beste Lösung herausgestellt. Mit dem Windstopper darunter bin ich dann auch andere Touren schon bei 8°C gefahren – kein Problem. In diesem Punkt spielt dann der Anzug seine vollen Stärken aus. Vor allem die Jacke ist dermaßen variabel mit Zugbändern etc. in der Weite verstellbar und somit für sämtliche Unterschichten perfekt und ohne großen Aufwand einzustellen.

Es gibt aber auch Tage da fährt man einfach nicht Motorrad, weil es zum einen kalt ist und zum anderen – wer setzt sich schon auf das Motorrad, wenn es regnet. Ich schon – ich will ja meinen neuen Anzug auch mal unter diesen Bedingungen fahren. Ehrlich gesagt ist das Anziehen beider Schichten schon sehr gewöhnungsbedürftig. Man hat schon eine ganze Menge an Kleidung an die sich auch im Gewicht niederschlagen. Erfreulicherweise ist aber die Bewegungsfreiheit besser als mit einem Standardanzug und einer handelsüblichen Regenbekleidung darüber. So bin ich ja schon vorher gefahren und hatte massive Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit. Auch ist das Tragen der zweiten Schicht des Companero bei niedrigen Temperaturen einfach klasse. Ich habe es noch nicht ausprobiert aber ich getraue mir zu behaupten, dass man damit – nur mit einer Unterwäsche darunter – locker bei 4-5 °C den ganzen Tag fahren kann ohne das einem zu kalt wird.

Aber zurück zum Fahren im Regen. Ich bin am besagten Tag vielleicht 50 km mit der Kombi gefahren und es ging nicht ein Tropfen Wasser durch. Ehrlich gesagt habe ich auch nichts anderes erwartet, da der Anzug mit den beiden Schichten bestehend aus Summer + Weather ja nicht gerade ein Schnäppchen sind. Aber es ist eben Stadler Qualität und die merkt man an jedem einzelnen Detail an diesem Anzug.

Es ist warm

Heute hatte ich endlich die Gelegenheit den Anzug auch einmal bei Temperaturen um die 27°C auszuprobieren. Bei meinem Billiganzug habe ich schon geschwitzt bevor ich überhaupt das Motorrad aus der Garage gestellt habe. Der Companero Traveller trägt sich sehr angenehm und die Belüftung ist auch im Stillstand bei diesen Temperaturen so, dass man nicht gleich das Gefühl hat ihn nur schnell wieder loswerden zu wollen. Gerade beim Fahren mit der XChallenge Enduro auf den bewaldeten Bergen wo man ja nicht schnell unterwegs ist, entpuppt sich der Anzug genial. Man schwitzt kein bisschen bei 27°c und niedrigen Geschwindigkeiten. Bei meinem alten Anzug habe ich bei einem Zwischenstopp als erstes gleich die Jacke ausgezogen das ich sonst wahrscheinlich kollabiert wäre. Die Jacke beim Companero habe ich bis jetzt nie ausgezogen- auch nicht in der Sonne, da ich nie das Gefühl hatte das es mir unter Umständen doch zu warm werden könnte. Bei höheren Geschwindigkeiten auf der Landstraße bei diesen Temperaturen hat man das Gefühl nur mit einem T-Shirt unterwegs zu sein. Auch die zusätzlich an der Frontseite der Jacke angebrachten Lüftungsreißverschlüsse für eine zusätzliche Belüftung funktionieren ausgezeichnet und sind nicht nur als Gimmick gedacht. Wobei ich diese bei den vorherrschenden Temperaturen um die 27°C nicht wirklich in Verwendung hatte und eher das Gefühl hatte das es dann doch zu luftig wird.

Bis dato bin ich mit dem Anzug mehr als nur zufrieden und die doch etwas hohe Investition hat sich bisher bezahlt gemacht. Wie sich der Anzug bei Temperaturen von 35°C schlägt werde ich dann berichten, wenn es soweit ist dies auch in der Praxis zu testen. Aber ich glaube – egal welches Hightech man bei diesen Temperaturen anzieht ist ein Teil zu viel. Es geht bei hochsommerlichen Temperaturen meiner Meinung nur mehr darum wie erträglich sich die unfreiwillig angezogene Schicht gestaltet.

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Dieser physikalische Grundsatz gilt natürlich auch für den Companero Traveller. Was mir bis jetzt am negativsten Aufgefallen ist, ist der Reißverschluss der Weather Jacke. Der Doppelreißverschluss lässt sich für mein Empfinden nur sehre mühsam schließen. Die Summer Jacke hat auch einen ähnlich konstruierten Verschluss der aber keine Probleme macht. Vielleicht bin ich auch nur zu ungeschickt oder zu ungeduldig um das hinzubekommen. Sollte dies weiter ein Problem darstellen werden ich mich diesbezüglich mal an den Hersteller wenden.

Als einen weiteren Schwachpunkt empfinde ich persönlich den Klettverschluss am Kragen der Summer Jacke. Irgendwie habe ich immer das Gefühl das er zu wenig stark hält. Auch der Weitenverschluss an den Handgelenken ist nicht wirklich stimmig gelöst – das konnte meine Billigheimer Jacke besser. Aber es ist schon jammern auf hohem Niveau – aber oft sind es Kleinigkeiten die einfach stören. Trotz dieser kleinen Unzulänglichkeiten ist der Anzug TOP und ich bin super zufrieden damit und bereue den Kauf keinesfalls.

Zwischenfazit

Trotz einiger kleinen Unzulänglichkeiten und persönlich empfundenen Schwachpunkte – wenn man es so drastisch ausdrücken möchte – ist der Anzug TOP und ich bin super zufrieden damit und bereue den Kauf keinesfalls. Den eigentlichen Härtetest auf längeren Touren und bei wirklichem Hundewetter hat der Anzug eigentlich noch vor sich aber ich bin überzeugt, dass er auch diese Herausforderung gut meistern wird.

Bildquelle: www.touratech.at