So, am 04.07.2015 war es nun soweit. Michael und ich hatten im März auf der Messe in Tulln eine Wette abgeschlossen. Er hat es für nicht durchführbar gehalten mit einem Stand Up Paddelboard vom Campingplatz in Edling gegen die Strömung bis zur Annabrücke zu paddeln. Die Distanz der Strecke beträgt exakt 21,5 km. Die Strecke musste ohne Pause und ohne das Board zu verlassen gepaddelt werden.

Da für diesen Samstag sehr hohe Temperaturen vorausgesagt wurden, habe ich mich entschlossen sehr früh aufzustehen um zeitig aufs Wasser zu kommen. Gesagt – getan. Um 04.46 Uhr bin ich am Steg vom Stauseecamping in Richtung Annabrücke aufgebrochen. Sehr angenehme 18-20°C um diese Uhrzeit ließen mich die ersten Kilometer ohne Schwierigkeiten hinter mich bringen. Bei der zweiten Insel – ca. 5 km nach dem Start – eine sehr unangenehme Überraschung – Ein Gelsenschwarm fand mich einfach zu lecker um an mir vorüberzuziehen. Die Viecher sind über mich hergefallen – also hieß es Gas geben um den Stichen zu entkommen – wenige Minuten später war der Spuck vorbei.

Da war auch schon der Hafen Völkermarkt und die Völkermarkter Brücke in Sicht. Die Sonne blinzelte auch bereits zwischen den Wolken hervor und so ging es mit moderatem Tempo von ca. 5,2 km/h Schnitt Richtung Neudenstein. Das Wasser spiegelglatt ( bei ca. 1 – 1,5 km/h Strömung) und beinahe kein Wind – super Bedingungen!

Vorbei am Hafen Rakollach in Neudenstein ging es weiter in Richtung Tainachbrücke. Auf diesem Abschnitt machte sich die zunehmende Strömungsgeschwindigkeit der Drau allmählich bemerkbar. Die Distanz zum Kraftwerk wird kleiner und das Flussbett verengt sich zunehmend. Ich war mit meiner bisherigen Leistung sehr zufrieden und es machten sich auch noch keine Ermüdungserscheinungen bemerkbar – die beste Zeit für ein Frühstück. Ein Sportriegel und ein großer Schluck aus dem Trinkrucksack und es ging weiter.

Beim passieren der Eisenbahnbrücke nach Tainach nahm ich auch schon das erste Motorengeräusch eines Motorbootes war. Es waren meine Freunde vom Campingplatz die mit eineinhalb Stunden Abstand die Verfolgung aufnahmen. Aber sie wollten mich nicht wirklich verfolgen sondern auf den letzten Kilometern – die auch die schwierigsten auf dem Abschnitt waren – begleiten. Ein freundliches “ Wie geht’s dir“ war zu hören.  3 von 4 Booten sind an mir vorbeigefahren in Richtung Ziel – der Annabrücke. Petra und Manfred begleiteten mich die letzten 5 Kilometer der Strecke mit ihrem Boot auf gleicher Höhe. Ich war sehr froh darüber da der Abschnitt auf Grund der Strömung nicht der einfachste ist und ein Begleitboot als Sicherheitsbackup nie verkehrt ist – Sicher ist sicher!

Neben der zunehmenden Temperatur – es ist ca. 8:30 Uhr – und der immer stärker werdenden Strömung (ca. 3-3,5 km/h) gesellte sich noch ein anderes – für mich viel schlimmeres – Problem zum Geschehen. Eine Ansammlung von der „Gemeinen Stechfliege“, im Volksmund auch Wadenbeißer oder Brennen genannt. Jedes mal wenn ich zu weit in Ufernähe gepaddelt bin – was wegen der Strömung natürlich besser wäre – wurde ich von den Fliegen attackiert. Also wieder zurück in die Mitte des Flusses – lieber mehr paddeln als mich von den Viechern auffressen zu lassen. Zum Glück war es nur ein kleiner Abschnitt in dem die Brennen furchtbar lästig waren.

Ich schaute auf meine Polar V800 die mir sagte – noch 3,5 km bis zum Ziel. Die Strömung wurde immer stärker so dass sich schon kleine Wellen im Wasser gebildet haben die unaufhaltsam auf mich zukamen und das Vorankommen immer aufwendiger gestalteten. Jetzt heißt es durchbeißen und sich von den Gegebenheiten nicht beirren zu lassen. Vor mir eine unendliche Gerade an deren Ende sich der Fluß nach links verschwenkt – nach dieser Kurve war dann auch schon das Ziel – die Annabrücke – in Sicht.

Auf den letzten eineinhalb Kilometern wurde die Strömung derart stark, dass ein aussetzen oder eine Verlangsamung der Paddelschläge unweigerlich zum Stillstand bzw. zum Abtreiben mit der Strömung führte. Aber das Ziel und meine Freund bereits in Sicht – war die Motivation weiterhin ungebrochen und so kam ich nach 04 Stunden und 54 Minuten am Ziel an.

Der Empfang war grandios und ich war froh heil und gesund am Ziel angekommen zu sein. Ich bekam einen selbstgemachten Lorbeerkranz und einen Pokal von meinen Campingfreunden überreicht. (und natürlich ein kühles Bier )

 

Als ich mich bei einem Boot festhalten wollte fiel ich zum guten Schluss auch noch ins Wasser. Aber ich freute mich über die Erfrischung. Das Board mit einem Seil am Boot von Manfred festgemacht ging es dann wieder Flußabwärts in Richtung Hafenrast in Völkermarkt. Der Durst und der Hunger waren groß – also hab ich mal richtig reingehauen und mich über meinen persönlichen Erfolg gefreut. Aber auch alle anderen – vor allem der Verlierer der Wette – haben sich mit mir gefreut – was will man mehr!

Beflügelt von der erfolgreichen Challenge machte ich mir bei der Bootsfahrt Richtung Völkermarkt schon Gedanken über die nächste Challenge – ich habe auch schon konkrete Pläne die aber an dieser Stelle noch nicht verraten werden – lasst euch überraschen.

Der Zieleinlauf

Paddeln gegen die Strömung

Hier noch einige technische Daten zur Challenge
Distanz: 21,5 km
Benötigte Zeit: 04 Std 54 Min.
Durchschnittliche Geschwindigkeit: 4,4 km/h
Strömungsgeschwindigkeit: 1,5 bis 3,5 km/h je nach Abschnitt
SUP Board: Mistral M1 Race Inflatable
Paddel: Werner, Carbon
Trinksystem: Camelbak
Streckenaufzeichnung: Polar V800