Neue Wege erkunden

Als Michael jemanden suchte der mit auf die Streckensuche in das Roglagebiet fährt war ich natürlich sofort dabei. Dass dieser Tag auf einen Freitag viel an dem ich normal bis in den späten Nachmittag in meinem Job eingespannt bin war diesmal kein Hindernis – ich hatte nämlich gerade Urlaub.

Also Termin für Freitag ausgemacht und wir haben uns in Podvelka an der Brücke, die über die Drau ins Roglagebiet führt, getroffen. Michael hatte auch noch Begleitung – Leonhard hieß der junge Biker mit seiner GS 800.

Also kurz einen ungefähren Plan gemacht und dann sind wir auch gleicht in Richtung Rogla aufgebrochen. Das Ziel des Tages war neue unentdeckte Strecken zu finden und das Portfolio an Strecken in diesem Gebiet zu vergrößern. Ich war in diesem Jahr schon einmal auf Streckenfindung in Rogla. Ich bin die Standardstrecke hinauf zum Skigebiet gefahren und habe dabei eine Parallelstrecke gefunden, die an einem Speichersee liegt. Natürlich kannte Michael diese zweite Strecke.

Der Weg führte uns nach Ribnica, wo wir links abgebogen und durch einen kleinen Bauernhof gefahren sind. Die weitere Straßenführung ging bergab auf einer Schotterstraße, die aber wenig später zu einem Feldweg wurde. Als der Feldweg zu Ende war standen wir auf einer frisch gemähten Wiese.

Wir versuchten unser Glück in einem nahgelegenen Wald, in dem ein Weg führte. Die ersten Meter im Wald sahen noch sehr vielversprechend aus bis wir zu einer Passage kamen, an der wir erkennen mussten, dass es hier nichts zu gewinnen gibt.

Wir haben den Waldweg wieder verlassen uns suchten die nächste Straße, die an den nächst gelegenem Bauernhof führte.

Es ging anschließend wieder Richtung Rogla. Auf dem Weg dorthin haben wir noch einige schöne Streckenabschnitte gefunden. Es waren aber auch sehr vielversprechende Pfade dabei die sich bei näherer Betrachtung aber als nicht zielführend herausstellen.

Es war schon kurz vor unserer geplanten Mittagspause als wir die oben bereits angesprochene Parallelstraße mit dem Speichersee bergabfuhren. Erst hatte ich Schwierigkeiten die Straße zuzuordnen. Wir haben beschlossen diesen Weg nach unten zu fahren und beim Bergauffahren das Gasthaus an der Lukanja zu einem kleinen Mittagssnack aufzusuchen.

Michael fuhr voraus und ich lies unserem Kollegen Leonhard die Vorfahrt. Je weiter wir die Straße abwärts gefahren sind umso bekannter kam mir dieser Abschnitt vor. Als wir dann an der kleinen Überfahrt mit dem Wasserfall auf der linken Seite vorbeikamen wusste ich – hier bin ich schon gefahren (nur eben bergauf) und ich hatte auch unsere derzeitige Position gedanklich am Schirm.

Wahrscheinlich hatte ich während der Bergabfahrt zu viel über diesen Streckenabschnitt nachgedacht. Plötzlich stand ich neben meinem Motorrad, mein Rucksack und mein Helm lagen neben meiner auf dem Seitenständer stehenden Maschine und ich fragte mich in diesem Moment – was machen wir eigentlich hier und auf was warten meine beiden Mitstreiter? Als ich aber die immer größer werdende Beule über meinem rechten Auge wahrnahm realisierte ich erst dass es mich wohl durch eine Unachtsamkeit oder Unkonzentriertheit aus der Bahn geworfen hatte. Mir dürfte es bei einem der Steine auf der Straße den Lenker verrissen haben, der sich dadurch querstellte und über diesen ich dann einen Abflug über die Maschine nach vorne gemacht haben dürfte.

Was mich am meisten an dieser Situation irritiert hatte war die Tatsache, dass mir ca. 15 Minuten komplett in meiner Erinnerung fehlten. Ich konnte mich noch daran erinnern das wir ausgemacht hatten die Straße talwärts zu fahren und anschließend das mehr oder weniger einzige Gasthaus in diesem Gebiet aufzusuchen.

Bei näherer Betrachtung meiner Blessuren und die meines Motorrades konnte ich aber den Unfallhergang einigermaßen nachvollziehen. Es dürfte sich genau wie bereits weiter oben beschrieben abgespielt haben.

Die Schäden an Mensch und Maschine

Bei meiner 650er hatten sich die Haltelaschen der Scheinwerferverkleidung verabschiedet. Diesen Makel hatte aber Michael in der Zwischenzeit notdürftig mit Panzertape wieder instandgesetzt. Auch der rechte Außenspiegel fehlte mir. Dies hatte ich allerdings erst ca. 1 Std später bemerkt als ich genau in diesen nach hinten schauen wollte. Die Theorie, dass ich über den Lenker nach vorne abgestiegen bin untermauert auch die Tatsache das sich das rechte Lenkerende in Richtung meines rechten Oberschenkels bewegt haben dürfte – der ist nämlich in den Tagen danach immer mehr blau geworden. Danach dürfte die Maschine auf der rechten Seite in Richtung Schotterstraße gefallen sein was die Spuren an der rechten Kunststoffverkleidung, der fehlende rechte Spiegel und die leichten Kratzspuren am rechten Sturzbügel untermauerten.

Die ersten Minuten danach als wir in das angesprochene Gasthaus zur Mittagspause gefahren sind waren noch sehr von einer kleinen Orientierungslosigkeit geprägt. Nach einer kleinen Mahlzeit und ein wenig Pause wurde es jedoch wieder sehr viel besser.

So konnte ich am Nachmittag auch sehr gut mit Michael und Leonhard mitfahren. Hätte sich ein Schwindelgefühl oder gar Kopfschmerzen eingestellt wäre ich mit Sicherheit an diesem Tag nicht mehr auf das Motorrad gestiegen.

Auch der Nachmittag war voller Ereignisse

Der Nachmittag war dann geprägt von sehr schönen Schotterstraßen und der ein oder anderen kleinen Rast.

Als hätten wir an diesem Tag noch nicht genug erlebt, hat uns am späteren Nachmittag ein gewaltiger Regenguss erwischt. Dieser war so heftig, dass wir innerhalb von wenigen Minuten bis auf die Haut nass waren. Es war einfach sinnlos irgendwelche – wenn überhaupt vorhandene – Regenbekleidung überzuziehen. So sind wir einfach weitergefahren da es in dieser Situation egal war. Nasser als nass geht eben nicht.

Der Regen wurde weniger und hörte dann auch plötzlich wieder auf. In der Nähe von Slovenj Gradec angekommen sind wir bei einer Tankstelle stehengeblieben, um ein köstliches Eis zu verzerren und die weitere Vorgehensweise zu beraten.

Wir entschlossen uns von Slovenj Gradec über die bereits bekannte Straße bzw. Berg nach Vuzencia in der Nähe von Muta zu fahren.

Beim Bergauffahren trocknete auch die Motorradbekleidung wieder einigermaßen gut und das leichte Gefühl von Kälte verschwand wieder sehr rasch.

In Vuzencia angekommen trennten sich dann unsere Wege. Da ich aus Völkermarkt kam und wieder dorthin zurückmusste (bzw. wollte) bog ich nach dem Überqueren der Drau nach links ab. Michael und Leonhard sind rechts abgebogen und haben die super Straße, die neben dem Radlpaß entlangführt, genommen. Micheal meinte, dass jeder Meter Schotter besser sei als Asphalt – wie recht er damit hat.

Fazit eines tollen Tages

An meinem Ausganspunkt angekommen kam mir der kleine Sturz nicht mehr allzu schlimm vor. Erst am nächsten Tag nach dem Aufstehen merkte ich, dass ich mir wohl auch noch den ein oder anderen Muskel oder Knochen beleidigt hatte. Der Samstag war gelaufen – relativ bewegungsunfähig verbrachte ich den Tag vor dem Computer oder Fernseher.

Auch Tage danach merke ich noch das ich wohl nicht wie jeder andere vom Motorrad gestiegen bin. Wer macht das schon freiwillig über den Lenker nach vorne – und das noch während der Fahrt.

Ganz so heftig dürfte es dann aber doch nicht gewesen sein. Meine Motorradbekleidung hat nicht die geringsten Spuren, die an einen Sturz erinnern. Geschützt haben mich sicher die guten Protektoren die schwerere Blessuren wirkungsvoll verhinderten.

Alles in allem war es ein super Tag mit vielen neuen Erfahrungen. Ich merkte auch dass ich das erlernte der letzten Tour gut verinnerlicht habe und fühle mich eigentlich mit jedem Meter Schotter sicherer und relaxter. Solche Zwischenfälle wie an diesem Tag gehören wohl hin und wieder dazu, auch wenn man sich solche Situationen nicht unbedingt wünscht.

Wer sich auf solche Abenteuer einlassen möchte, dies aber nicht ohne Begleitung eines erfahrenen Motorradfahrer machen möchte dem kann ich das Endurotraining von Michael Jentl von Jentlfow.at wärmstens empfehlen!